Historie

Das Schützenwesen ist eine der wenigen kultur- und sozialgeschichtlichen Erscheinungen, die sich über viele Jahrhunderte kontinuierlich entwickelt und bis heute erhalten haben. Die Schützengilden haben ihren Ursprung in der mittelalterlichen Stadtverteidigung. Sie entwickelten mit der Zeit einen über den ursprünglichen Zweck hinausgehenden, umfassenderen Schutzgedanken, der sich in karitativen, kulturellen und allgemein sozialdienlichen Aktivitäten niederschlug. Sie sahen ihre Aufgabe im Dienst an der Gemeinschaft und in der Verantwortung für den Mitbürger. Die alten Schützengesellschaften spielen eine mit den Handwerker- und Kaufmannsgilden vergleichbare Rolle bei der frühen bürgerlichen Sozietätenbildung.

Indem sie die exklusiven adligen Ritterturniere ablösten, wurden die mittelalterlichen Schützentreffen zur Wiege der heutigen kommunalen Festkultur.

Es gibt im Deutschen Schützenbund heute noch fast 800 Schützengesellschaften, die nachweislich vor dem Jahr 1700 gegründet wurden.

Auch die Schützengesellschaft Bad Salzuflen überstand die Jahrhunderte, überdauerte Kriege, Hunger-, und Krisenzeiten, überlebte das Mittelalter mit Pest und Cholera ebenso wie die verschiedensten Staatsformen und blieb bis in die heutige Zeit dem sozialem Miteinander verbunden.

In diesem Jahr feiert die Schützengesellschaft Bad Salzuflen von 1567 e. V. ihr 450jähriges Bestehen. Darauf verweist sie auf den kunstvoll behauenen Stein von 1567 auf der Schießsportanlage am Obernberg, den ältesten steinernen Zeugen ihrer Existenz.

Im Hinblick auf dieses steinernes Dokument DER SCHVTTEN WAL Ao 1567 ist das Alter unserer Schützengilde ohne jeden Zweifel erwiesen.

Dieses alte Wahrzeichen, war bis 1964 in die Stützmauer des Kreckeschen Gartens am Herforder Tor eingelassen.

Ebenfalls auf dem Schützenwall hat sich der steinerne Tisch befunden, dessen schwere Platte (1,54×0,66 m groß) die Jahreszahl 1569 aufweist und einen Sinnspruch trägt, der für die Wesensart der alten Schützen bezeichnend ist:

BISTV EIN SCHVT / S0 WIS NICHT VNMVT
WILTV PVCHEN VND SLAN
SO MVSTV VEIL GELDES HAN
SI FROM / SO GEISTVS VM

Das heißt in unserer Mundart: Bist du ein Schütze, oft so zeige keinen aufbrausenden Sinn! Willst du prahlen und dich schlagen, so mußt du viel Geld haben. Sei rechtschaffen und fügsam, so umgehst du es.

Dieser Stein gilt uns als Sinnbild für eine durch über vier Jahrhunderte gepflegte Vereinstradition, die von jeher gerichtet war auf kameradschaftliches Zusammenstehen und wie früher auf die Sicherheit und das Wohl unserer geliebten Salzestadt gerichtet war.

Der Glaube an Grundwerte und Kameradschaft (nicht zu verwechseln mit Kumpanei und Sauferei) hat die Zeiten überdauert und ist gerade heute wichtiger denn je.

Die Schützengesellschaften erbringen einen enormen materiellen und ideellen Einsatz, um die Zeugnisse der Vergangenheit zu bewahren und der Gemeinschaft zugänglich zu machen. Die Weitergabe von Überlieferung, die Pflege von Tradition und Brauchtum in Stadt und Land ist ein wichtiger Beitrag der Schützenvereine zur Erhaltung des kulturellen Erbes und zur Verbindung zwischen den Generationen.

Am 11. Juli 1861 wurde in Gotha der Deutsche Schützenbund durch Herzog Ernst II von Sachsen-Coburg und Gotha und durch Dr. Albert Sterzing – Gotha gegründet. Dieser verfolgte das Ziel: „Verbrüderung aller deutschen Schützen, Vervollkommnung in der Kunst des Büchsenschießens und Hinführung zu einer gewissen Wehrfähigkeit der „Mannesjugend“.

Jedoch ließ man nach 1871 die letztgenannte Zielsetzung gänzlich fallen. Von dieser Zeit an begrenzten sich die Schützenvereine bis auf den heutigen Tag ausschließlich auf den Schießsport, die Ausrichtung von Heimatfesten und Sicherheits- und Ehrendienste bei öffentlichen Veranstaltungen und Anlässen.

Das war der Anfang des modernen Schützenwesens. Es folgte nun ein kontinuierlicher Aufschwung, der, durch den 1. Weltkrieg bedeutend gehemmt, bis zum Beginn des 2. Weltkrieges anhielt. Das Ende des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 setzte dem deutschen Schützenwesen ein Ende. Die Schützenvereine wurden durch die Besatzungsmächte verboten; der Deutsche Schützenbund wurde aufgelöst. Soweit Vermögen und Anlagen vorhanden waren, wurde alles beschlagnahmt, enteignet oder zerstört.

Da nichts auf dieser Welt auf Dauer beständig ist, galt diese Situation nur befristet. Es kam für die Schützenvereine ein neuer Anfang. So kam es, dass im Beisein des 1. Bundespräsidenten Prof. Theodor Heuß am 18. November 1951 in Köln der Deutsche Schützenbund in feierlicher Form wieder gegründet werden konnte.

Es folgte bald, im Schritt mit dem Wirtschaftswunder, eine stetige Aufwärtsentwicklung, auch für die Schützengesellschaft Bad Salzuflen. Es wurden neue Satzungen entworfen, die Schützengesellschaft wurde ein gerichtlich eingetragener Verein, die ersten Schützenfeste wurden wieder gefeiert und ein Schießstand auf dem Obernberg erbaut.