Verbände

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Verbände in Deutschland – Definition, Geschichte, Aufgaben, Bedeutung und Kritik

Verbände spielen in Deutschland eine große gesellschaftliche Rolle. Seien es Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften oder die großen Sportverbände wie der DFB. In allen Gesellschaftsbereichen sind sie vertreten und setzen sich für ihre Mitglieder ein. Eine kurze Einleitung in das weite Feld der Verbandsarbeit.

Was sind Verbände?
Verbände könnte man etwas salopp als die großen Brüder der Vereine bezeichnen. Denn meist sind Verbände Vereinigungen von Vereinen oder anderen Organisationen (auch von kleineren Verbänden) und Interessengruppen. Einige Verbände setzen sich auch aus Einzelpersonen zusammen. Ziel der Verbände ist es, die gemeinsamen Interessen zu vertreten und dadurch mehr politischen Nachdruck verleihen zu können. So sollen die gesellschaftlichen Gruppen, die sich in ihnen organisieren, bei den politischen Entscheidungen berücksichtigt werden. Viele Verbände sind hauptamtlich geführt und haben die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e.V.). Sie verfügen also über eine Satzung, ein festes Programm oder Ziel und die Mitgliedschaft ist freiwillig. Rechtlich sind Verbände den Vereinen also sehr ähnlich. Bei Verbänden aus der Arbeits- und Wirtschaftswelt spielt zudem das Recht auf Koalitionsfreiheit eine große Rolle.
In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Verbände in Deutschland nahezu permanent gestiegen. Zurzeit existieren ungefähr 14.000 Verbände, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind. Eine grobe Einteilung könnte folgendermaßen aussehen:

  • Arbeit und Wirtschaft
  • Gesellschaft und Politik
  • Freizeit und Kultur
  • Bildung und Wissenschaft
  • Gesundheit und Soziales

Nahezu alle gesellschaftlichen Gruppen sind dabei vertreten, über Berufs-, Kultur- bis hin zu Sportverbänden. Eine sehr große Bedeutung haben die Sozial- und Wohlfahrtsverbände. Aber auch Kammern und Gewerkschaften sind einflussreiche Verbände. Ob Parteien und die Kirchen auch zu den Verbänden zählen – mit denen sie einige Merkmale teilen – ist umstritten. Der größte Verband in Deutschland ist übrigens der „Deutsche Olympische Sportbund“ (DOSB) mit über 27 Millionen Mitgliedern, auf Platz zwei liegt der ADAC: 16 Millionen Autofahrer haben sich dem Automobil-Club angeschlossen, der damit auch der größte e.V. überhaupt ist.

Wann sind Verbände entstanden?
Die Geschichte der Verbände beginnt in Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts. In Köln und Krefeld werden die ersten Handelskammern nach französischem Vorbild gegründet. Ein erster Boom stellt sich nach der Reichsgründung 1871 ein. 1876 entsteht der „Centralverband Deutscher Industrieller“, und in den 1890er Jahren spielen die Gewerkschaften bereits eine wichtige Rolle.

Der Zuwachs an Verbänden ist auch nach dem 1. Weltkrieg und in der Weimarer Republik ungebrochen. Genannt sei hier „Reichsverband der Deutschen Industrie“ (1919). Die Unternehmerverbände üben insgesamt einen großen Einfluss auf die Politik aus. Viele ihrer Vertreter sind gleichzeitig auch in den Führungspositionen der Parteien aktiv. Im Nationalsozialismus werden die Verbände allerdings – wie die meisten gesellschaftlichen Bereiche – gleichgeschaltet.

Nach dem Krieg kommt es zu einer kompletten Neuordnung der Verbandslandschaft mit gleichzeitiger Besinnung auf alte Traditionen. Schon im Oktober 1949 wird der Deutsche Industrie- und Handelstag ins Leben gerufen.
In der DDR ist allerdings keine freie Verbandsstruktur vorhanden gewesen, alle Gruppen standen unter der Führung der SED und waren in Massenorganisationen konzentriert. Diese lösten sich nach der Wende auf und die westdeutschen Strukturen wurden auf den Osten ausgeweitet.

Seitdem haben sich viele Verbände verändert oder sind neu entstanden. Arbeitsteilung, Spezialisierung und Vernetzung sind bezeichnend für die gegenwärtige Lage der Verbände.

Was machen Verbände – und wie?
Ganz kurz gesagt haben Verbände im Wesentlichen zwei Aufgaben: Die Vertretung der gemeinsamen Interessen nach außen und Informationsleistungen für die Mitglieder nach innen. Nehmen wir als Beispiel den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Er vertritt die Interessen der einzelnen, ihm angeschlossenen Gewerkschaften etwa bei Behörden oder Medien. Gleichzeitig ist er ein wichtiger Ansprechpartner für seine Mitglieder und ein Ort, wo gemeinsame Richtlinien und Normen aufgestellt werden können. So kann die Interessengruppe, in dem Fall die Arbeitnehmer, geschlossen nach außen auftreten.
Viele Verbände (zumindest in der Wirtschaft) bestehen aus einer Mitgliederversammlung, dem ehrenamtlichen Präsidium und dem Vorstand. Dazu kommt eine hauptamtliche Geschäftsführung und einige Ausschüsse. Große Verbände haben eine gegliederte Organisation, die von lokalen, regionalen bis zu nationalen oder auch internationalen  Ebenen hinauf reicht.

Welche Bedeutung haben Verbände?
Als Teil des sogenannten Dritten Sektors bilden die Verbände einen gewichtigen Gegenpol zu Wirtschaft und Politik. Es sei denn natürlich, sie vertreten diese Bereiche.  Dadurch ist kein einziger Mitspieler im politischen Prozess übermächtig, im Idealfall entsteht eine Balance, da keine Gruppe dominant ist. Dies ist der grundlegende Gedanke des Pluralismus. Anders als Vereine, die eher eine gemeinsame Tätigkeit organisieren, vertreten die Verbände ihre Interessen nach außen, sei es gegenüber dem Staat oder anderen Gruppen. Dies hat auch für die Politik einen entscheidenden Vorteil: Sie wird nicht mit tausenden von Einzelinteressen bombardiert, sondern erhält eine gebündelte und gefilterte Forderung. Die Verbände müssen schließlich erst einmal intern zu einer gemeinsamen Linie kommen. Das Ergebnis dieser Willensbildung wird dann nach außen getragen und in die öffentliche Diskussion eingebracht. So kann die Politik auf allgemeine Probleme aufmerksam werden. Die Entlastung der Politik durch die Verbände geschieht auch durch die Übernahme von verschiedenen Aufgaben, beispielsweise bei den Tarifverhandlungen.
Ein weiterer Punkt macht die enorme Bedeutung deutlich, die Verbände in der Bundesrepublik spielen: Sie leisten eine Integration der Bürger in den politischen Prozess. Jeder kann durch sie an der Politik und ihren Mechanismen partizipieren und sie dadurch auch besser verstehen. Letztlich dient diese Teilhabe der Legitimation den politischen Entscheidungen.

Verbände haben in letzter Zeit aber immer mehr mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Das Problem: Eine Trittbrettfahrer-Mentalität. Denn auch wenn man selbst z.B. nicht in der Gewerkschaft ist, profitiert man zum Teil von ihrer Arbeit, etwa wenn es um Lohnerhöhungen geht.

Wieso werden Verbände kritisiert?
Verbänden wird oft vorgeworfen, dass sie politische Entscheidungen erzwingen oder sogar erkaufen würden. Die Frage lautet einfach: Ist Verbandsarbeit unerlässlich für eine pluralistische Gesellschaft – oder unlauterer Lobbyismus? Gleich zu Beginn soll hier vermerkt sein: Echte Korruption ist dabei in Deutschland nur selten anzutreffen.
Vertreter des Pluralismus führen das Argument ins Feld, dass die Verfolgung der eigenen Interessen auch förderlich für das Gemeinwohl ist. Politische Akteure können gleichwohl unter diesem Deckmantel ihre eigenen Interessen tarnen. „WIR handeln im Sinne aller.“ Diese Disqualifizierung des Gegners ist häufig zu hören. Das eigentliche Problem kann allerdings nur darin bestehen, wie die Vertretung der eigenen Interessen dann tatsächlich umgesetzt wird. Und da bestehen zwischen den Verbänden himmelweite Unterschiede: Die Möglichkeiten eines großen Wirtschaftsverbandes sind mit denen eines kleinen gemeinnützigen Verbandes nicht zu vergleichen. Das bedeutet aber nicht, dass mächtige Verbände zu verteufeln sind, weil ihre finanzielle Kraft denen anderer Verbände so weit überlegen sind. Ob aber die Gruppen dann alle gleich vertreten sind, ist mehr als fraglich. Lobbyistische Aktionen von Verbänden können illegitim sein, oder –  wie etwa Parteienfinanzierung – sogar illegal. Letztlich ist es Aufgabe des Gesetzgebers, in einer Grauzone klare Grenzen zu ziehen.